Page 2 - Ferienbrief_2017
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Sommerliche Gelassenheit


       Warum es erlaubt sein muss, einfach mal zu leben
       Was ist der Sommer? Die Zeit zwischen Frühling und Herbst. Eine Zeit des
       scheinbar mühelosen Reifens. Tage voller Sonne und Heiterkeit. Der Sommer

       kennt alle Farben. Und: Wer zu ernten versteht, erntet nicht nur in Gärten
       und auf den Feldern. Er erntet auch Stunden der Entspannung und des
       zwanglosen Gesprächs. Der Sommer macht vieles leichter und lässt das

       Vertrauen ins Leben wachsen.

       Gibt es die Sommerzeit auch unabhängig von den Jahreskreisen als Teil
       unseres menschlichen Lebens? Ist es erlaubt, einfach mal zu leben – in der

       Hoffnung, dass das Gesäte und Gepflanzte aufgeht, ohne sich ständig sorgen
       zu müssen? Davon bin ich fest überzeugt! Ohne Zeiten des Sommers lässt
       sich der Winter kaum ertragen. Das wusste die Feldmaus Frederick nur zu
       gut, die im Sommer Sonnenstrahlen sammelte. Sehr zum Verdruss ihrer

       Familienmitglieder,  die fleißig Vorräte, sprich Nüsse und Körner für den
       Winter hamsterten. Als diese jedoch im strengen Winter zur Neige gingen
       und alles nur trostlos und grau zu sein schien,  teilte Frederick seine

       gesammelten Sonnenstrahlen an die Familie aus. Das Bilderbuch von Leo
       Lionni, der in Amsterdam geboren wurde und in Italien lebte, bezaubert bis
       heute Kinder und Erwachsene.


       Der Sommer: eine Kraftquelle
       Schön und gut, sagen manche Eltern oder Erzieher, ein Bilderbuch ist ein
       Bilderbuch. Aber das Leben ist rau. Sie sind enttäuscht, wie wenig von dem
       wächst, was sie gesät haben. Ihre Klagen sind ernst zu nehmen. Allerdings

       dürfen sie nicht dazu führen, die Geduld zu verlieren. Dazu hilft mir mein
       Glaube. Vor allem im Sommer möchte ich dem Wort Jesu folgen: „Lasst alles
       wachsen bis zur Ernte!“ (Mt 13,30) Wenigstens im Sommer möchte ich die

       Einladung Jesu auch für mich in Anspruch nehmen: „Ruht euch ein wenig
       aus!“ So hat er damals zu seinen Jüngern gesagt, die von einem
       anstrengenden Missionseinsatz zurückkamen (Mk 6,30 f.). „Ruht euch ein
       wenig aus!“ Es ist Sommer! Der Stress kann warten! Wir dürfen  das

       Wichtigste nicht aufgeben, was wir zu verschenken haben: Vertrauen.
       Wer Vertrauen hat und Vertrauen schenkt, versteht, was Jesus mit den
       Worten meint: „Sorgt nicht ängstlich“! Und: „Betrachtet die Blumen des

       Feldes. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“ (Mt 6,25 ff.) Das ist ein guter
       Weg, den Sommer als Kraftquelle zu entdecken: die Blumen zu betrachten,
       die Natur zu entdecken, Kraft zu sammeln am Meer oder in den Bergen, aber

       auch im heimischen Garten oder auf dem Balkon. Im Sommer lassen sich
       viele Menschen in Kathedralen und Kirchen führen, die sie sonst links liegen
       lassen. Sie lassen sich anrühren von der spirituellen Kraft dieser
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